Segelfliegen, wie funktioniert das?
Zunächst muss das Flugzeug in die Luft – in eine Höhe, aus der heraus der Pilot den Anschluss an die Thermik findet. Bei uns geht das auf zwei verschiedene Arten: mit dem Windenstart oder mit dem F-Schlepp – etwas teurer, dafür aber auch effektiver.
Wenn man einmal in der Luft ist gilt es unter Ausnutzung natürlicher Windphänomene möglichst lange in der Luft zu bleiben, eine große Höhe zu erreichen oder eine lange Strecke zurückzulegen.
Das startende Flugzeug soll Gegenwind haben. Deshalb steht an einem Ende des Flugplatzes das Flugzeug und am anderen Ende die Winde. Richtig ist es, wenn der Windenfahrer von hinten angepustet wird.
Zwischen Flugzeug und Winde liegt das Seil von etwa 1000m Länge. Ein Ende des Seils ist auf der Trommel der Winde aufgerollt, das andere Ende ist am Flieger befestigt. Nun zieht die Winde mit einem 230PS-Motor am Seil und beschleunigt das Flugzeug auf 100 km/h. Mit 15m/s steigt es unter guten Bedingungen auf 400m Höhe. Dann klinkt das Seil aus.
Nun ist der Pilot gefordert: Er muss die nächste Thermik finden, andernfalls sitzt er nach fünf Minuten wieder auf dem Platz.
Das Flugzeug ist statt mit der Winde über ein Seil mit einem Motorflugzeug verbunden. Das Motorflugzeug gibt Gas, beschleunigt und beide Flieger heben ab. Der Segelflieger fliegt dem Motorflieger hinterher bis zur Thermik. Der F-Schlepp ist zwar teurer als der Windenschlepp, aber der Pilot kann Ausklinkhöhe und Ort bestimmen. Am besten mitten in der Thermik.
Heutzutage gibt es verschiedenste Arten von Segelflugzeugen mit Hilfsmotor. Es gibt Segelflugzeuge mit einem Motor als Heimkehrhilfe, die aber nicht eigenstartfähig sind, eigenstartfähige Segelflugzeuge und Motorsegler. Häufig ist das Triebwerk einklappbar hinter dem Piloten angebracht, um im Segelflug keinen zusätzlichen Widerstand zu erzeugen. Die Triebwerke sind meist Verbrennungsmotoren, es gibt aber auch leistungsfähige Elektroantriebe.
Im Autoschlepp zieht ein über die Startbahn fahrendes Kraftfahrzeug das Segelflugzeug. Dabei kann die Länge des Seils mit zunehmender Höhe vergrößert werden, um größere Ausklinkhöhen zu ermöglichen.
Diese Startart wird heute nur noch selten verwendet, in Neu Gülze gar nicht mehr. Es gibt aber schöne Geschichten zu diesbezüglichen Versuchen an unserem Flugplatz.
Beim Gummiseilstart wird das Segelflugzeug mit einem gestrafften Gummiseil einen Hang herunter katapultiert. Das Straffen geschieht dabei durch eine Mannschaft von bis zu 10 Personen, die sogenannten "Gummihunde". Da kein Hang vorhanden ist, konnte Gummiseilstart in Neu Gülze noch nie durchgeführt werden. Für moderne Segelflugzeuge sind die beim Gummiseilstart erzielbaren Geschwindigkeiten meist zu gering.
In ruhender Luft gleitet ein Segelflugzeug und verliert dabei in jeder Sekunde 0,5 bis 1m an Höhe. Superflugzeuge machen so aus 1 km Höhe 60 km Strecke, unsere schaffen immerhin zwischen 25 und 40 km. Auch ein Airbus schafft fast 20 km und verliert dabei 1000 m Höhe!
Allerdings gelingt auf diese Weise kein Überlandflug über hunderte von Kilometern. Deshalb sucht der Segelflieger die unruhige Luft, entweder die Thermik oder den Hangaufwind.
Thermik, im Jargon auch ein Bart, entsteht, wenn die Sonne die bodennahe Luft aufheizt. Warme Luft ist leichter als kalte und steigt deshalb irgendwann nach oben. Das geschieht in Form eines Schlauchs mit wenigen hundert Meter Durchmesser. In der Höhe kühlt die Luft dann so weit ab, dass die Feuchtigkeit kondensiert und sich Cumuluswolken bilden. Für Segelflieger sind diese Aufwinde das A und O. In den Bärten kreisend gewinnen sie Höhe, erreichen den nächsten Aufwind, der auf Kurs liegt, und können dann weiter fliegen. Dumm allerdings, wenn man sich verschätzt. Dann sitzt man bald auf einem Acker und lernt neue Leute kennen.
Trifft Wind auf einen Berghang, steigt er auf der Luv-Seite nach oben. Bei kräftigem Westwind kann man so stundenlang zum Beispiel den Teutoburger Wald entlang fliegen.
Runter muss man auch wieder – und zwar möglichst sanft. So gelingt das: Mit etwas Höhenüberschuss am Flugplatz ankommen, in die Platzrunde einordnen und mit Hilfe der Störklappen überschüssige Energie abbauen, und so den Gleitpfad steuern. Gegebenenfalls wird der Seitengleitflug verwendet, um noch schneller sinken zu können. Wenn sich das Flugzeug sanft am Aufsetzpunkt hinsetzt, ist das ein gelungener Abschluss eines guten Fluges.
Allgemeine Informationen über den Segelflugsport finden sich auch in diesem Flyer des DAeC.
Bildquellen:
- rheingau-foto.de
- Wolf Hirth: Handbuch des Segelfliegens