Vielen Besuchern unseres Flugplatzes dürfte vor allem ein Flugzeug in Erinnerung geblieben sein: der bunte Bergfalke. Seit nun gut einem Jahr jedoch hat er sich nicht mehr blicken lassen, hat sich selbst den ganzen Sommer hindurch in der Werkstatt versteckt. Der Grund dafür: Der Bergfalke ist im Jahr 1965 gebaut worden und wurde stets intensiv als Schulflugzeug genutzt, so dass es nun erforderlich wurde seine Flügel gründlich zu restaurieren um ihn fit zu machen für die nächsten Jahrzehnte. Dieser Blog dokumentiert die Historie und den Fortschritt der Restaurierung.
Der Bergfalke in seinen buntesten Zeiten im Jahr 2007. Wegen der regelmäßig auftretenden Reparaturen an den Tragflächen hat sich die Lackierung im Laufe der Jahre ständig geändert. Der Bergfalke wird bei uns hauptsächlich zur Anfängerschulung eingesetzt, weil er verhältnismäßig einfach zu fliegen ist. So macht das Flugzeug bei uns in einem typischen Jahr etwa 400 Starts und ist gut 50 Stunden in der Luft. Auch über viele Jahre ist eine solch intensive Nutzung bei Holzflugzeugen kein Problem, weil die Lebensdauer der Holzstruktur praktisch unbegrenzt ist, sofern alles ordentlich verklebt und konserviert ist und man die Bruchlast der Struktur nicht überschreitet.
Jedes Jahr sind kleinere Ausbesserungsarbeiten an den Flugzeugen nötig. Auf diesem Foto, aufgenommen im Jahr 2011, wird gerade der Lack am Rumpf ausgebessert. Den hatten wir schon einige Jahre zuvor überholt, doch leider hat der Lack teilweise nicht besonders gut gehalten. Beim Lackieren von Flugzeugen kann man viel verkehrt machen. Man muss genau wissen wie sich die Grundierung mit dem Untergrund verhält und selbstverständlich muss dieser richtig vorbereitet sein. Dann muss der Lack auch zur Grundierung passen. Weil sich die Flügel des Flugzeugs und bespannte Teile beim Fliegen erheblich verbiegen, muss die ganze Lackierung sehr flexibel sein. Last but not least sollte die Lackierung auch möglichst leicht sein, weil sonst die Zuladung des Flugzeugs reduziert werden müsste.
Traditionell werden Holzflugzeuge mit Bauwollstoff bespannt. Beim Rumpf haben wir damals das modernere Kunststoffgewebe Ceconite verwendet, welches sich zwar leichter verarbeiten lässt, dafür aber den Lack nicht so gut annimmt.
Auch an den Tragflächen wurde im Jahr 2011 gearbeitet. Hier ist zu sehen, wie gerade am Randbogen (am äußeren Ende der Tragfläche) eine kleiner Schaden in der Holzbeplankung repariert wird. Wahrscheinlich ist diese Macke ein Räumschaden, also beim Ein- oder Aushangarieren des Flugzeugs entstanden. Der vordere Teil des Flügels ist mit Sperrholz beplankt um die Torsionsfestigkeit des Flügels zu erhöhen, während der hintere Teil mit Stoff bespannt ist. Die Torsionsfestigkeit des Flügels ist sehr wichtig für die Lufttüchtigkeit des Flugzeugs, weshalb der beplankte Teil des Flügels jeden Tag bei der Vorflugkontrolle gründlich inspiziert wird.
Wenn die Reparatur fachmännisch durch Einschäften eines neuen Stücks Sperrholz repariert wird, ist die Festigkeit des Flügels anschließend so gut wie im fabrikneuen Zustand.
Nachdem man sich in den Jahren zuvor bei den Reparaturen auf das nötigste beschränkt hatte, wurde Anfang 2015 die teilweise schon recht morsche Bespannung von den Tragflächen entfernt. Damit wurde auch das darunter liegende Holzgerippe, sowie die Ansteuerungsmechanismen für die Querruder und Bremsklappen offen gelegt. Im großen und ganzen befand sich das Holz in einem guten Zustand. Nur leider war an einer Stelle regelmäßig Feuchtigkeit in den Flügel eingedrungen, wodurch eine Rippe auf gut deutsch "angegammelt" war. Als wir dies entdeckten war klar, dass es bis zum Neubespannen der Flügel noch eine Weile dauern würde.
Das schadhafte Holz wurde entfernt und durch neue ersetzt. Das klingt banal, hat aber doch einige Wochen gedauert, was nicht zuletzt der wenig wartungsfreundlichen Konstruktion des Bergfalken geschuldet ist.
Hier sind unsere Experten gerade damit beschäftigt das neue Holz dort anzuleimen, wo vorher sich zuvor das vergammelte befand. Das was wir "Leim" nennen hat allerdings mit gewöhnlichem Holzleim aus dem Baumarkt nichts zu tun, sondern ist in Wahrheit ein chemisch beständiges, witterungsbeständiges und fugenfüllendes Resorzin-Phenol-Formaldehyd-Harz namens "Aerodux".
Selbstverständlich wurden im Zuge der Holzarbeiten auch zahlreiche kleinere Schäden behoben, welche bei einem so alten Flugzeug leider nicht ausbleiben. Alle neue eingeleimten Hölzer wurden mit einer speziellen Farbe konserviert, wie es auch sonst beim ganzen Inneren der Flügel der Fall ist - daher die gelbe Farbe des Holzes.
Parallel zu der Reparatur der Holzschäden wurde mit dem Vorbereiten der Flügel für die neue Bespannung begonnen. Dafür war es erforderlich nicht nur alle alten Bespannungsreste zu entfernen, sondern auch den gesamten "Klebelack", welcher die Bespannung auf dem Holz festgeklebt hatte. Dafür war es erforderlich, den alten Klebeleck mit großen Mengen Aceton aufzuweichen um ihn anschließend leicht mit einem Spachtel entfernen zu können. Zu dieser Zeit wurde auch der Leck im beplankten Teil des Flügels bis auf die Grundierung herunter geschliffen, um nach dem Bespannen zügig mit der Lackierung fortschreiten zu können.
Ende Dezember 2015 waren die Flügel beide bereit zum Bespannen. Der alte Klebelack war vollständig entfernt und neuer aufgetragen. Die Holzarbeiten und die Konservierung waren genau so abgeschlossen wie die Arbeiten an Querruder- und Klappenansteuerung.
Mitte Januar 2016 war es endlich soweit: Die Flügel wurden neu bespannt. Dazu wird der Stoff straff auf dem Flügel fixiert und anschließend der darunter liegende Klebelack mittels Verdünnung wieder angelöst, um den Stoff mit dem Holz zu verkleben. Falten sollten anschließend keine mehr im Stoff sein, weil man die schlecht wieder raus bekommt.
Das Aufkleben des Stoffs ist im Vergleich zu allen anderen Arbeiten sehr schnell erledigt. Wir haben es mit sieben Leuten an in ca. 6 Stunden geschafft. Nachdem der Klebelack wieder angezogen war, wurden überstehende Stoffreste direkt abgeschnitten.
Ein ungewohnter Anblick: Der Flügel mit einseitiger Bespannung. Da die Krümmung des Flügels auf der Unterseite verglichen mit ähnlichen Segelflugzeugen gering ist, war es hier nicht erforderlich den Stoff mit den Holzrippen zu vernähen. Direkt am Tag nach dem Bespannen wurde damit begonnen , den Stoff mittels Spannlack zu spannen. Diese Arbeiten wurden Anfang Februar abgeschlossen.
Nach den Flügeln wurden im Februar auch die Querruder neu bespannt. Dies fand mit einigen Wochen Verzögerung statt, weil zuvor das Stahlgestänge welches das Querruder bildet entrostet und neu konserviert werden musste. Gleichzeitig wurde mit den Vorbereitungen für das Lackieren begonnen. Dazu gehört auch, dass Entwässerungslöcher in die Bespannung gemacht wurden.
Vor der Endlackierung wurden die beplankten Teile des Flügels mit einem weißen zweikomponentigen Füller grundiert. Um die Oberfläche perfekt für die Endlackierung vorzubereiten musste an zwei Tagen grundiert werden. Dazwischen wurde viel geschliffen und gespachtelt. Als letztes wurde die Grundierung angeschliffen, damit der Lack besser haftet.
Beim Lackieren ist es besonders wichtig, dass die Werkstatt sauber ist, damit man keinen Staub aufwirbelt, der sich dann auf dem frischen Lack absetzt. Da alles Putzen am Ende nicht ausreicht, wird der Fußboden der Werkstatt unmittelbar vor dem Lackieren angefeuchtet, um Staub zu binden. Mit Grundierung sehen die Fügel schon fast fertig aus.
Zirka fünf Stunden und vier Lackschichten später ist der erste Flügel fertig mit gelbem PU-Lack lackiert. Alle sind mit dem Ergbenis sehr zufrieden. Praktischerweise wurde dabei auch gleich das halbe Geäude mit einem gelben Schleier überzogen. Es ist schon erstaunlich, wo der Sprühnebel alles hinkommt.
In der Saison 2016 wird der Bergfalke wieder jedes Wochenende seine Runden über Neu Gülze und Umgebung drehen. Wir hoffen, dass wir bis zum Saisonanfang mit allen ausstehenden Arbeiten fertig werden.
Um zukünftige Reparaturen zu erleichtern und den Lackieraufwand zu reduzieren, werden die Tragflächen zunächst nur gelb lackiert werden, passend zum Rumpf. Der bunte Look geht also ein stückweit verloren. Es scheint aber nicht unwahrscheinlich, dass das Flugzeug im Laufe der Jahre dann doch wieder bunter und bunter wird.
To be continued...